Welche E-Autos haben ein 800-Volt-System?
Heutzutage dauert das Schnellladen mit Gleichstrom bei den meisten Elektroautos noch rund 30 Minuten. Und damit deutlich länger als der Tankstopp mit einem Verbrenner. Eine neue Generation an E-Autos ändert das. Dank der neuen 800-Volt-Technik können diese Elektroautos binnen weniger Minuten mehrere Hundert Kilometer Reichweite nachladen. Wir erklären euch im Folgenden, wie diese neue Technologie funktioniert und welche E-Autos bereits mit der 800-Volt-Ladetechnik verfügbar sind.
Inhaltsverzeichnis
Wie funktioniert die 800-Volt-Technik?
Sowohl das neue Tesla Model 3 als auch der VW ID.7 – beide Modelle nutzen die übliche 400-Volt-Ladetechnik. Bei E-Autos mit 800-Volt-Technik wird hingegen die interne Systemarchitektur aufgestockt. Hier gibt es vereinfacht gesprochen eine doppelte Spannungslage – 800 Volt statt 400 Volt.
Um diese Funktionsweise besser zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf die bekannte Gleichung aus dem Schulunterricht:
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Elektrische Leistung (Watt) = Spannung (Volt) x Stromstärke (Ampere)
Die Gleichung erklärt die Berechnung der elektrischen (Lade-) Leistung einer E-Auto-Batterie. Um die elektrische Leistung zu steigern, muss entweder die Spannung (in Volt) oder die Stromstärke (in Ampere) im Fahrzeug wachsen. Soll nur einseitig die Stromstärke (Ampere) erhöht werden, sind dickere und schwerere Leitungen zu verlegen. Platzbedarf und Fahrzeuggewicht steigen dadurch erheblich. Zudem wachsen die Wärmeverluste. Alle drei Ausprägungen sind suboptimal für Elektroautos. Wird hingegen lediglich die Spannung gesteigert, resultiert daraus ebenfalls eine höhere elektrische (Lade-) Leistung der E-Auto-Batterie. Aber eben ohne die unerwünschten Nebeneffekte.
Zur Veranschaulichung ein kleines Rechenbeispiel:
Ein 400-Volt-E-Auto kann an einer Gleichstrom-Schnellladestation in Deutschland theoretisch mit 200 kW laden (400 Volt x 500 Ampere). Ein E-Auto mit 800-Volt-Technologie kommt bei gleicher Stromstärke hingegen auf die doppelte Ladeleistung von 400 kW (800 Volt x 500 Ampere). In der Theorie zumindest. Alle Hersteller drosseln aktuell noch auf 240-270 kW, um die Batterie zu schonen. Das wird sich zukünftig durch weitere Updates aber ändern.
Dank der 800-Volt-Technik funktioniert nicht nur das Laden der Hochvoltbatterie im E-Auto schneller. Sondern auch das Entladen der Batterie. Mit anderen Worten: Der E-Motor kann auch wieder schneller elektrische Leistung aus der Batterie entnehmen. Diesen Vorteil machen sich Audi bei e-tron GT und Porsche beim Taycan zunutze.
Welche Vorteile hat die 800-Volt-Technik?
Es darf nicht verschwiegen werden, dass die Entwicklung- und Produktionskosten eines E-Autos mit 800-Volt-Technologie deutlich höher sind. Doch der Einsatz der Technologie bringt so große Vorteile mit sich, dass immer mehr Hersteller diesen Kostennachteil in Kauf nehmen.
Folgende Vorteile der 800-Volt-Technik sind zu nennen:
Schnelleres Laden mit Gleichstrom
E-Autos mit einer 800-Volt-Technik an Bord laden konstant deutlich schneller. Beim KIA EV6 sind beispielsweise innerhalb von viereinhalb Minuten wieder 100 Kilometer nachgeladen.
Bessere Fahrleistungen
Elektrische Sportwagen können dank des 800-Volt-Systems der Batterie permanent mehr elektrische Leistung über die E-Motoren entnehmen. Zusammen mit dem geringeren Fahrzeuggewicht spiegelt sich das in besseren Fahrleistungen wider. Insbesondere bei Dauerleitungen wie dem mehrmaligen Wiederholen des Ampelsprints.
Mehr Platz im Innenraum
Dank der höheren Spannung müssen weniger Kupferkabel im Fahrzeug verlegt werden. Das reduziert das Fahrzeuggewicht und spart Platz. Die Platzeinsparrungen hingegen kommen Platzangebot im Innenraum zugute.
Welche E-Autos besitzen ein 800-Volt-System?
Die Anzahl an Elektroautos mit 800-Volt-System nimmt stetig zu. Neben Premiummodellen wie dem Porsche Taycan, gibt es mit dem Hyundai IONIQ 5 auch erschwingliche Modelle mit 800-Volt-System. Aktuell sind die folgenden E-Autos mit einem 800-Volt-System ausgestattet.
- Audi e-tron GT
- Audi Q6 e-tron (ab Q3 2024)
- Genesis GV60
- Genesis Electrified GV70
- Genesis Electrified G80
- Hyundai IONIQ 5
- Hyundai IONIQ 6
- KIA EV6
- KIA EV9
- Porsche Taycan
- Porsche Macan (ab Q3 2024)
- Porsche Taycan Cross Turismo
Zur detaillierteren Veranschaulichung haben wir dir in der Grafik noch einmal alle Modelle inklusive Preis- und Reichweitenangaben zusammengestellt:
Weitere Modelle mit 800-Volt-System folgen in Kürze
Da die Vorteile der 800-Volt-Technologie überwiegen, werden in den nächsten 2-4 Jahren zahlreiche 800-Volt-Modelle auf den Markt kommen. Bei Mercedes gibt es Planungen, dass die nächste Generation des EQS ab 2024/25 mit einem 800-Volt-System ausgestattet ist. Auch Volkswagen verfolgt die ehrgeizigen Pläne, die nächste Generation an ID-Modellen mit der 800-Volt-Technologie serienmäßig auszustatten.
Etwas gemächlicher geht BMW das Thema an. Zwar weisen die Münchner darauf hin, dass sich der neue Industrie-Standard zu 800 Volt verlagern wird. Die ersten elektrischen Modelle mit 800 Volt wird es erst ab 2025 mit der sogenannten "Neuen Klasse" geben. Als Grund für die defensive Herangehensweise führt BMW die hohen Entwicklungskosten an. Tesla hingegen hat diesbezüglich noch keine Pläne geäußert. Uns würde es aber wundern, wenn Tesla nicht auch in den nächsten Jahren entsprechende Modelle anbietet. Wir sind gespannt auf die weitere Entwicklung und halten euch auf dem Laufenden.
Chinesische Hersteller setzen vermehrt 800 Volt-Technologie
Die Vorteile der 800-Volt-Ladetechnologie machen sich aber auch zunehmend chinesische Hersteller wie Xpeng, Geely und BYD zu Nutze. In Deutschland basieren beispielsweise bereits die folgenden chinesischen E-Autos auf der 800-Volt-Technologie:
- BYD HAN
- BYD Seal
- BYD TANG
- XPENG G9 (ab 2024)
- ZEEKR 007
Insbesondere anhand der E-Autos von Vielmarken-Konzernen wie BYD zeigt sich, dass das 800-Volt-Spannungsniveau auch vermehrt Einzug in preisgünstigere Volumenmodelle erhält.
Bildnachweise: Hyundai Motor Deutschland GmbH, Kia Deutschland GmbH, BYD Company Limited